Ein Foto pro Tag an allen Tagen während eines Jahres
mario martins
Es sind Fotografien ohne
Bedeutung. Ohne offenkundige Intentionalität, ohne Poesie, ohne Kommentare
(werde ich das einhalten können?), ohne Erklärungen. Es werden
einzig und allein ausgewählte Fotografien unter den an jedem Tag eingefangenen
sein. Eine pro Tag, alle Tage, während eines Jahres. Manchmal wird
es einen Link zu anderen, an bestimmten Tagen aufgenommenen Fotografien
geben, niemals viele. Es werden der Tag und die Stunde aufgezeichnet, an
denen jede Fotografie „eingefangen“ wurde.
Es sind Farbfotografien,
aufgenommen mit einer Leica
D-Lux, eine einfache Digitalkamera, ohne große technologische
Ansprüche, elegant und sehr schön – ein distinguierter und
vortrefflicher Notizblock mit der Qualität der Leica.
Fast meine ganze Arbeit ist in schwarz-weiß (was man im
portfolio
mario martins sehen kann), denn unter anderem ist die
Fotografie, die ich mache keine Reproduktion der Realität - farbig
wäre sie das sicher (offenkundig) auch nicht. Ich muss lernen in Farben
zu sehen. Alle Tage.
Dieses Projekt erstand vor
vier Jahren, nachdem ich die Ausstellung un
journal fotografique von Frank Horvart im Musée Maillol
in Paris gesehen habe. Aber es ist kein autobiografisches Projekt, so wie
es wohl das von Horvart ist, diese Fotos wurden zum großen Teil zwischen
der Wohnung und der Arbeitsstelle aufgenommen, zufällig bei meinen
täglichen Wegen. Wie man sehen kann, ist die Idee nicht originell –
aber die Fotografie, selbst jede einzelne Fotografie, kann kaum originell
sein, so wie es mit jeglichem Objekt in allen Künsten geschieht; was
zählt, ist das Schauen – das des Fotografen und das von dem,
der die Fotografien sieht – denn in gewisser Weise ist beim gesehen
werden alles Zeichen.
Hier sind sie also, um gesehen und geschaut zu werden.
(trad: Ferdinand Hämmerle)